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Grußwort von Frau Dr. Hilde Moennig

Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Hannover, anlässlich des Festaktes zum 210. Geburtstag der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover am 13.12.2007

Aus: Bericht der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover, 149, Hannover 2007, S. 117–118.

Sehr geehrte Frau Dr. Grape-Albers, verehrte Frau Drevermann, sehr geehrter Herr Dr. Schulz, verehrter Herr Professor Küster, verehrter Herr Professor Knoll, meine Damen und Herren!

Ein ungewöhnlicher Geburtstag einer ungewöhnlichen Gesellschaft! 210 Jahre Naturhistorische Gesellschaft Hannover – ich gratuliere Ihnen zu diesem Geburtstag ganz herzlich und dies tue ich auch im Namen unseres Oberbürgermeisters Stephan Weil, der mir herzliche Grüße an Sie mit auf den Weg gegeben hat.

Die Geschichte und die Bedeutung der Naturhistorischen Gesellschaft hat Frau Dr. Grape-Albers, Direktorin des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover bereits gewürdigt. Doch was war 1797 noch in Hannover los? Ein kurzer Blick in die Stadtchronik gibt Auskunft. In der Steintor- und der Aegidiengartengemeinde werden erstmalig 4 Bürgervorsteher gewählt. In Hainholz wird mit dem ersten Abschnitt der Aufteilung der bisher gemeinschaftlichen Weide und der Holznutzungsflächen unter den berechtigten Bauern begonnen. Das aus einem Erziehungsinstitut für Pagen an der Neustädter Calenbergerstraße entstandene Georgianum, eine höhere Schule für Hochschul - und Offiziersanwärter aus dem protestantischen Adel wird eingeweiht. Die Naturhistorische Gesellschaft wird gegründet. Groß-Buchholz erhält ein neues Schulgebäude. Der Leintorturm wird abgerissen. Der barocke Garten am Schloß Monbrillant wird in einen englischen Landschaftspark umgestaltet – der Welfengarten.

Der Übergang vom 18. ins 19. Jahrhundert war eine Zeit des Umbruchs. Die Lebensweise im gebildeten und besitzenden Bürgertum veränderte sich. Es bestand der Wunsch nach Zugang zu mehr Wissen, Aufklärung und heute würde man sagen „Hintergrundinformation“. Die Naturhistorische Gesellschaft kam diesem Wunsch nach und tut es noch heute.

Mitten in unserer Stadt wird man auf vielfältige Art an die erfolgreiche Geschichte der NGH erinnert, bei einem Bummel entlang der Georgstraße mit einem Abstecher zum Künstlerhaus in der Sophienstraße oder beim Besuch des Landesmuseums oder des Erlebniszoos Hannover, natürlich nur, wenn man über die Geschichte der Gesellschaft informiert ist. Das Schöne an der Geschichte ist, dass all dies noch vorhanden ist. Auch der Niedersächsische Heimatbund feierte im vergangenen Jahr seinen 100. Geburtstag. Alles Dinge von bewundernswerter Konstanz und Kontinuität. Der NGH lag nicht nur Bildung, Wissensvermittlung, also das geistige Wohl der Bürger und Bürgerinnen am Herzen, sie war auch in der Gesundheitsfürsorge tätig. Sie hat sich sehr engagiert für das Gesundheitswesen eingesetzt. Die hygienischen Zustände waren in den 1860-er Jahren zum Teil katastrophal. Die Metzger schlachteten Tiere in Hinterhöfen, eine Fleischbeschau gab es nicht und viele Menschen starben an mit Trichinen befallenem Fleisch. Es war daher nur folgerichtig, dass die NGH sich für die Errichtung eines Schlachthofes einsetzte, der nach langem Zögern endlich 1873 gebaut wurde. 1873 gründete die NGH eine Kommission für allgemeine Gesundheitspflege, in der sie maßgeblich mitarbeitete.

Am Anfang – 1797 – und noch Jahrzehnte danach war die Gesellschaft ein reiner Männerverein. Die Dame Klockenbring, ein damaliges Gründungsmitglied, hatte wohl eher eine Alibifunktion. Heute sind von über 500 Mitgliedern etwa ein Drittel Frauen.

Trotz vieler im 2. Weltkrieg zerstörter oder abhanden gekommener Unterlagen ist die Geschichte doch nachvollziehbar und ein Beweis für die kontinuierliche und beharrliche Arbeit der Gesellschaft.

Der Beitrag zum kulturellen Leben der Hannoveraner ist evident und eindrucksvoll belegbar. Dafür gilt es Dank zu sagen, auch im Namen unserer Stadt. Die Mitgliedschaft der Stadt in der NGH ist nur folgerichtig.

Ihre Gesellschaft, Herr Dr. Schulz, ist heute wichtiger denn je. In einer Zeit, in der global gedacht wird und die Menschen weite Reisen unternehmen und manch einer Mallorca besser kennt als Niedersachsen, ist es um so wichtiger, dass Geschichte und Entwicklung der unmittelbaren Umgebung nicht in Vergessenheit geraten. Wie spannend die biologische und geologische Geschichte unserer Heimat sein kann, zeigen Ihr Programm und auch das Landesmuseum sehr eindrucksvoll. Gerade auch bei jungen Menschen sollte man dafür Interesse wecken. 210 Jahre sind eine lange Zeit, Sie können stolz darauf sein, ein so traditionsreicher Verband zu sein.

Geschichtlich gesehen, immerhin blicken wir auf Tausende, ja Millionen Jahre Erdentwicklung zurück, existiert die NGH seit wenigen Augenblicken. Was sind schon 210 Jahre? Sie sind eine ganz junge Gesellschaft, und der gratuliere ich nochmals ganz herzlich und wünsche allen viele weitere Jahre voller Aktivität und Freude bei gemeinsamen Unternehmungen.

 

 

 

Hilde Moennig