Naturhistorica 163 (2021)

Naturhistorica 163 (2021)
Naturhistorica 163 (2021)
  • Hornfliegen sind interessante Insekten, die der Normalbürger wohl nicht kennt. Sie heißen so, weil bei einigen Arten die Fühler auffällig verlängert sind. Sie sind meist unscheinbar, nur wenige Ausnahmen sind so prächtig gefärbt wie die auf dem Titelbild dieses Bandes. Einer der Experten für diese Insektengruppe ist Jens-Hermann Stuke, der 57 aktuelle Funde für Niedersachsen und Bremen meldet.
  • Mittlerweile sind Pilze aus dem Pflanzenreich ausgegliedert worden und bilden ein eigenes Pilzreich. Sicher kennen einige von Ihnen Pilze von eigenen Pilzsammelaktionen wie Champignon, Steinpilz, Fliegenpilz, Pfifferling und vielleicht noch Trüffel. Das ist aber nicht die Regel. Knut Wöldecke hat am Hirschkopf im Deister 200 Arten gefunden und einige neue Arten valide beschrieben.
  • Ostrakoden und Foraminiferen sind seit dem Kambrium bekannt und stellen wertvolle Leitfossilien der Erdgeschichte dar. Friedrich-Wilhelm Luppold hat mit Hilfe dieser Organismen die Schichtenfolge der Unter- bis Oberkreide im östlichen Stadtgebiet Hannovers biostratigrafisch genauer definiert.
  • Björn Vogel beschreibt Ichthyosaurierknochen aus der Sammlung Harms des Landesmuseums Hannover. Zur Verfügung standen ihm 41 Wirbelkörper, 2 Dornfortsätze, 1 Femur, Phalangenknochen und Rippen. Durch umfangreiche Messungen und Vergleiche mit anderen Literaturergebnissen, kommt Vogel zu der Überzeugung, dass die Überreste des Ichthyosauriers der Gattung Platypterigius zuzuordnen sind.

Inhalt

Neue Nachweise von Hornfliegen (Diptera: Sciomyzidae) aus Niedersachsen und Bremen
Neue Nachweise von Hornfliegen (Diptera: Sciomyzidae) aus Niedersachsen und Bremen
 Jens-Hermann Stuke 

Aktuelle Funde von 57 Hornfliegen-Arten (Sciomyzidae) werden für Niedersachsen und Bremen gemeldet. Während für Niedersachsen keine Neunachweise vorliegen, werden neun Arten erstmals für den Stadtstaat Bremen gemeldet: Anticheta analis, Coremacera marginata, Limnia paludicola, L. unguicornis, Pherbellia albocostata, P. cinerella, P. scutellaris, Tetanocera arrogans und T. ferruginea.

Schlüsselwörter: Diptera, Hornfliegen, Sciomyzidae, Fauna, Deutschland, Niedersachsen, Bremen

Pilze und Pflanzen der Umgebung des Hirschkopfs bei Springe im Deister (Südniedersachsen)
Pilze und Pflanzen der Umgebung des Hirschkopfs bei Springe im Deister (Südniedersachsen)
Knut Wöldecke, Klaus Wöldecke† 

Ein weiterer „Satanspilzhang“ (vgl. Jahn 1986) mit 21 prächtigen Dick-Röhrlingen (Gattung Boletus), darunter der neue, obwohl altbekannte Himmelreichs-Kaiserröhrling (Himmelreichia rosea = Boletus regius non Krbh.), der rosahütige Kaiserröhrling (Roseoparadisaea rhodoxantha) und der Satanspilz konnten in Süd-Niedersachsen entdeckt werden. Neben 18 Klumpfüßen (38 im Deister) wachsen vier schönfarbige Korallen auf dem Hirschkopf (u. a. Ramaria bataillei im Hexenring, im gesamten Deister sind es 8 schönfarbige Arten), einem pilzartenreichen Kalktrockenhangwald bei Springe (Region Hannover). Über 400 Arten wurden nachgewiesen, darunter 200 im Kalktrockenhangwald. 108 Pilze stehen auf der Roten Liste, davon sind 21 „Vom Aussterben bedroht“ (Wöldecke 2014). 8 Arten waren neu für Niedersachsen (vgl. Wöldecke 1998). Eine Pflanzenliste der höheren Pflanzen mit etwa 250 Arten schließt sich an.

Die Unter- bis Oberkreide (Albium – Turonium) Schichtenfolge im östlichen Stadtgebiet Hannovers (Misburg und Kirchrode)
Die Unter- bis Oberkreide (Albium – Turonium) Schichtenfolge im östlichen Stadtgebiet Hannovers (Misburg und Kirchrode)
Friedrich W. Luppold

Seit Ende der 1990-iger Jahre konnten im Zusammenhang mit der Verbreiterung des Mittellandkanals bei Misburg zahlreiche temporäre Aufschlüsse und Bohrungen entlang des Mittellandkanals zwischen Misburg und Anderten beschrieben und mit benachbarten Bohrungen korreliert werden. Die bearbeitete Schichtenfolge reicht vom Unteralbium bis Unterturonium. Neben der lithostratigrafischen Beschreibung dieser Aufschlüsse werden bisher unveröffentlichte, biostratigrafische Ergebnisse, die im Wesentlichen auf der Untersuchung von Ostrakoden der Forschungsbohrungen Kirchrode 1 und 2 basieren, mit der Ammoniten-Stratigrafie verglichen. Anhand der Forschungsbohrungen Kirchrode 1 und 2 und Anderten 1 und 2 ließ sich das Einfallen der Schichtenfolge mit Hilfe des Bioevents „steghausi 1“, einem temporären Auftreten der Ostrakode Physocythere steghausi im Oberalbium, rekonstruieren. Neben diesen Bohrungen wurden weitere ingenieurgeologische Bohrungen biostratigrafisch im Untersuchungsgebiet ausgewertet.

Schlüsselwörter: Unterkreide, Oberkreide, Albium, Cenomanium, Turonium, Lithostratigrafie, Biostratigrafie, Korrelation, Hannover, Foraminiferen- und Ostrakoden-Systematik

Ichthyosaurierknochen aus der Sammlung Harms (Landesmuseum Hannover). Funde aus der Unterkreide (Barremium) der Ziegelei Kastendamm, Garbsen bei Hannover.
Ichthyosaurierknochen aus der Sammlung Harms (Landesmuseum Hannover). Funde aus der Unterkreide (Barremium) der Ziegelei Kastendamm, Garbsen bei Hannover.
 Björn Vogel 

Die Ichthyosaurier waren marin lebende Reptilien, die ab der Trias bis in die Kreidezeit gelebt haben. In der vorliegenden Arbeit werden die Überreste eines Ichthyosauriers beschrieben, die 1969 von Franz-Jürgen Harms in der ehemaligen Tongrube Kastendamm in Garbsen bei Hannover gefunden wurden. Dort standen Gesteine des Barremium (Untere Kreidezeit) an, die sich am Ostrand des Niedersächsischen Beckens ablagerten. Von dem Skelett sind das Basisphenoid, 41 Wirbelkörper, zwei Dornfortsätze, ein Femur und Phalangenknochen erhalten. Zudem sind Fragmente von Dornfortsätzen und Rippen überliefert. Aus einem Vergleich dieser Knochen mit denen von anderen Ichthyosauriern, unter anderem Platypterygius australis, geht hervor, dass dieses Individuum der Gattung Platypterygius zuzuordnen ist. Besonders das Höhen- zu Längenverhältnis der Wirbelkörper und das in drei Facetten unterteilte distale Gelenk des Femurs stützen diese Gattungszuordnung. Bei einem Vergleich mit den beiden aus der unteren Kreidezeit Norddeutschlands bekannten Platypterygius-Arten P. platydactylus und P. hercynicus fallen anatomische Unterschiede bei den Facetten der Wirbelkörper und dem proximalen Gelenken der Femora auf, die auf eine unterschiedliche Artzugehörigkeit hindeuten.

NGH
Nachrufe

Nachruf Gerhard Boenigk (1940 – 2021)

Nachruf Franz Gramann (1932 – 2021)

Naturhistorica – Berichte der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover
Ausgabe 163 (2021)

  • Erschienen 2022, ISSN 1868-0828
  • 156 Seiten + Beileger DIN A1, kartoniert, 17,5 x 25,4 cm
  • Preis: 10,00 € plus Versandkosten
  • © Herausgeber: Naturhistorische Gesellschaft Hannover
  • Herausgegeben im Auftrag des Vorstands
  • Redaktion: Dieter Schulz
  • Lektorat: Franz-Jürgen Harms (Geowissenschaften), Annette Richter (Paläontologie, Geologie, Zoologie), Dieter Schulz (Biologie)
  • Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren verantwortlich
  • Design, Satz: Matthias Winter, vemion GbR, Hannover

Naturhistorische Gesellschaft Hannover
Gesellschaft zur Pflege der Naturwissenschaften · Gegründet 1797